Quantum Computing: Neuigkeiten aus der Schweiz

Im Bereich des Quantencomputings gibt es zwei Neuigkeiten, bei denen die Schweiz an vorderster Front steht. Die erste betrifft ein neues Verschlüsselungssystem, den QS7001, der den Angriffen von Quantencomputern standhalten kann. Der neue kryptografische Algorithmus wurde von den Schweizer Vertretern der SEALSQ auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos am vergangenen 22. Januar vorgestellt.

Es mag paradox erscheinen, aber lange vor der Existenz von Quantenchips entwickelte der Mathematiker Peter Shor im Jahr 1994 einen Algorithmus, um das RSA-Schema, den Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch und das elliptische Kurvenschema zu brechen. Im Allgemeinen kann Shors Algorithmus alle kryptografischen Schemata brechen, die auf dem mathematischen Problem der versteckten Untergruppen endlicher abelscher Gruppen basieren, welches die mathematische Grundlage der am weitesten verbreiteten und verwendeten kryptografischen Schemata für sichere Internetkommunikation bildet: nämlich verschlüsselte Informationsübertragungen (zum Schutz des Inhalts) und die Authentifizierung von Nachrichten (einschließlich digitaler Signaturen), um die sichere Herkunft einer Nachricht zu gewährleisten und Manipulationen zu verhindern. Schlimmer noch ist, dass neue mathematische Forschungen diese Schemata sogar für klassische Computer angreifbar machen könnten: also für die Computer, die wir heute verwenden.

Um nicht allzu vage zu bleiben, erklären wir auch, was es bedeutet, ein “kryptografisches Schema anzugreifen”. Wenn man eine Information sichern möchte (also nur dem Eigentümer zugänglich machen) oder deren Übertragung (also nur dem Absender und Empfänger zugänglich machen), wird ein kryptografischer Algorithmus angewendet, der diese Sicherheit bietet. Um dieses “Siegel” zu entfernen, sind mit den heutigen Computern Tausende von Jahren an Berechnungen erforderlich. Ein Algorithmus, der diese Zeiten auf wenige Minuten (oder noch besser Sekunden) reduzieren kann, stellt einen Angriff auf das verwendete kryptografische Schema dar, das die Information sichert.

Der QS7001 basiert auf ganz anderen mathematischen Grundlagen, nämlich der Gitteralgebra, und kombiniert zwei vom NIST (National Institute of Standards and Technology) genehmigte Methoden, nämlich Dilithium und Kyber, um einen effizienten Algorithmus zu erzielen. Das Problem bei Gittern ist nämlich die im Vergleich zu den heute verwendeten kryptografischen Schemata recht lange Berechnungszeit, die deutlich weniger Rechenaufwand (und somit Zeit) erfordern. Aus diesem Grund verwenden alle Anwendungen, wie z. B. Blockchains, bei denen der sparsame Umgang mit Rechenressourcen von entscheidender Bedeutung ist, effiziente Schemata wie elliptische Kurven. Der QS7001 hat die Datenübertragungszeiten im Vergleich zu Dilithium oder Kyber um das 15-fache reduziert und dabei die gleiche Sicherheit beibehalten. Dies macht die Manipulation einer Daten während der Übertragung im Internet für einen Quantencomputer erheblich schwieriger. Natürlich macht eine Abfangen und Speicherung (für zukünftige Zwecke) einer Information den QS7001 nicht mächtiger als die beiden anderen kryptografischen Methoden.

Die zweite Neuigkeit betrifft die Einführung eines Swissquote-Zertifikats, das behauptet, die Performance des Quantum Computing Sektors nachzubilden. Diese Neuigkeit begeistert uns deutlich weniger, denn bei der Prüfung der Komponenten des Zertifikats sehen wir keinen starken Fokus auf das Investmentthema. Positionen wie Alphabet, Microsoft, Intel, NVIDIA zu halten, bedeutet nicht, in Quantencomputing zu investieren, da Forschung und Experimente zu Quantenchips nur einen kleinen Teil ihres Geschäfts ausmachen: beispielsweise ist Google Quantum Lab die Google-Abteilung, die sich mit Quantencomputing befasst und bekannt dafür ist, im vergangenen Dezember Willow vorgestellt zu haben. Es handelt sich jedoch um eine interne Abteilung und nicht um ein Spin-off, also kein investierbares Vehikel. Am Ende sind von 26 zugeteilten Positionen nur drei auf Quantencomputing fokussiert: IONQ, D WAVE QUANTUM und RIGHETTI COMPUTING, die etwa 11 % des gesamten Portfolios ausmachen.

Ein zentrales Thema für Quantencomputing ist die Kryptografie und damit verbunden die sichere Übertragung von Informationen, die eine andere Netzwerkstruktur erfordert: Das Quanteninternet erfüllt die gleichen Funktionen wie das heutige Netzwerk, jedoch mit einer völlig anderen Architektur und Technologie. Es gibt viele solcher Unternehmen: Ein Beispiel dafür ist die Liste auf dieser Website, aber keines davon (oder ähnliche) ist eine offene Position des Zertifikats. Es sollte klar sein, warum unsere Begeisterung für dieses Schweizer Produkt gedämpft ist: leider handelt es sich unserer Meinung nach um eine Technologieinvestition, die mit dem Nasdaq vergleichbar ist; mit einer längeren historischen Serie würden wir die Korrelation zwischen dem Zertifikat und dem Technologieindex berechnen, was diese Aussage auch statistisch untermauern könnte.

Wir bestätigen nachdrücklich unser Interesse an diesem Investmentthema, betonen jedoch, dass es derzeit noch zu früh ist, in diesen Sektor zu investieren, der dazu bestimmt scheint, die Technologie der Zukunft zu werden. Derzeit sehen wir Private Equity als die einzige gangbare Investmentlösung, die jedoch eine Auswahl der Investorengruppe und Risiken erfordert, die sehr sorgfältig abgewogen werden müssen, da neben dem klassischen Liquiditätsrisiko auch ein deutliches sektorales Konzentrationsrisiko besteht.

 

Disclaimer: Dieser Artikel stellt die persönliche Meinung der Mitarbeiter von Custodia Wealth Management dar, die ihn verfasst haben. Er stellt weder Anlageempfehlungen noch eine individuelle Beratung dar und ist nicht als Aufforderung zu Finanztransaktionen zu verstehen.