Bitcoin: eine strategische Wahl für die Unternehmens-Treasury

MicroStrategy ist ein Technologieunternehmen, das in den Bereichen Software für Mobiltelefone und Tablets sowie Cloud-Dienstleistungen tätig ist. Es besteht seit 1989, wurde jedoch bekannt, weil es seit August 2020 begonnen hat, Bitcoin anzusammeln, wodurch es bis Ende des letzten Jahres etwa 424k Bitcoin besaß.

Ein weiteres – noch bekannteres –  Beispiel für einen seriellen Bitcoin-Sammler ist Tesla, das im Januar 2021 mit dem Kauf von Bitcoin im Wert von 1,5 Milliarden Dollar begann und darüber hinausging, indem es die Bezahlung von Fahrzeugen direkt in Bitcoin anstrebte, wodurch der Übergang von Fiat- zu Kryptowährung umgangen wurde.

Laut Coinkite überlegen 78 US-amerikanische Unternehmen (vor allem aus der Pharmaindustrie), MicroStrategy und Tesla nachzueifern und Bitcoin als strategische Reserve für ihre Unternehmens-Treasury zu verwenden.

KURL Technologies, eine US-amerikanische Small-Cap-Gesellschaft, die Lösungen für nachhaltige Energiespeicherung und Wärmemanagement entwickelt und Kunden wie die NASA bedient, plante im vergangenen Dezember, 90 % des Kassenüberschusses in Bitcoin zu investieren.

Semler Scientific, spezialisiert auf die Früherkennung chronischer Krankheiten, hat Wandelanleihen ausgegeben, um den Kauf von Bitcoin zu finanzieren, während das japanische Unternehmen Metaplanet, dessen Kerngeschäft der Bau und die Entwicklung von Hotels ist, angekündigt hat, das Geschäftsmodell in eine „Bitcoin-Tresor“-Strategie umzuwandeln.

Diese Entscheidungen bringen natürlich Probleme mit sich: Die Bewertung dieser Unternehmen sowie ihrer wirtschaftlichen und finanziellen Gesundheit wird schwieriger, da der Beitrag der Bitcoin-Bestände isoliert werden muss. Schließlich ist der Kauf von Bitcoin weder innovativ noch komplex – eine Tätigkeit, die auch Privatpersonen problemlos durchführen können. Werden zur Finanzierung des Bitcoin-Kaufs Schulden oder Kapitalerhöhungen genutzt, erhöht sich das Risiko durch den Hebeleffekt, was bei einem plötzlichen und erheblichen Wertverlust der Bitcoin drastische Folgen haben kann.

Ein weiterer Fall ist die Nutzung von Bitcoin zum Schutz vor feindlichem Short-Selling. Dies plant ein US-amerikanisches Microcap-Unternehmen, OneMedNet (Healthcare): Der Anstieg des Bitcoin-Preises würde den Aktienwert des Unternehmens erheblich steigern und dadurch große und anhaltende (auch betrügerische) Short-Selling-Versuche abschrecken. Die jüngste Änderung der Bilanzierungsregeln in den USA, die eine Mark-to-Market-Bewertung digitaler Vermögenswerte erlaubt, ist in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung.

Aus unserer Sicht ist diese Vermischung zwischen dem Kerngeschäft eines Unternehmens – das oft eine ganz andere Natur hat – und der Bitcoin-Akkumulation nicht nur irreführend, sondern auch gefährlich. Niemand kann ausschließen, dass Bitcoin in Zukunft erhebliche Rückgänge erleiden wird. Daher begeistert uns die Idee, Fonds (aktiv oder passiv) zu schaffen, deren Portfolios ausschließlich Unternehmen mit Bitcoin-Treasury enthalten, weder strategisch noch konzeptionell.

Disclaimer: Dieser Artikel gibt die persönliche Meinung der Mitarbeiter von Custodia Wealth Management wieder, die ihn verfasst haben. Er stellt keine Anlageberatung, keine individuellen Empfehlungen dar und ist nicht als Aufforderung zu Transaktionen mit Finanzinstrumenten zu verstehen.